Alle Wege führen nach Rom
Das Käse-Pentagramm auf der Via Appia
Die vergangene Woche war für eine erste Woche im Semester noch ziemlich harmlos: Fachlich nichts Neues aber dafür umso besser um mich ein bisschen in das italienische Uni-System einzufinden. Der größte Unterschied, der mir bisher begegnet ist, ist das Fehlen von Tutorien oder Übungsgruppen: Es gibt nur Vorlesungen. Gerade in einem Fach wie Physik, wo es am Ende ja doch darauf ankommt, selbständig zu irgendeinem Ergebnis einer Rechnung zu kommen, erscheint mir das erst einmal widersinnig. Die kleineren Dinge wie der persönliche Kontakt zu den Profs, eine fast schon paritätisch besetzte Vorlesung und, dass zwischen ein und drei Uhr eine feste Mittagspause für alle eingeplant ist, haben jedenfalls dafür gesorgt, dass die erste Woche an der Uni einen besonders guten Eindruck auf mich und Vorfreude auf das vor mir liegende Semester hinterlassen hat. Und trotzdem bin ich froh, dass jetzt Wochenende ist.
Für heute Abend haben wir uns zum Treffen auf der Via Appia verabredet. Ursprünglich hatten wir geplant, heute bei der wöchentlichen Weinprobe auf dem Torre degli Sciri mitzumachen, doch leider haben wir erst ziemlich spät bemerkt, dass das Vergnügen über den Dächern der Stadt auf dem knapp 40 Meter hohen, aus weißem Stein gemauerten Turm aus dem 12. Jahrhundert nur bis Ende September stattfindet. Schade eigentlich. Aber das soll uns nicht davon abbringen, den umbrischen Wein genauer zu inspizieren und kritisch auf Herz und Leber zu testen. Doch woher den Wein nehmen, wenn nicht stehlen? Schnell steht fest, dass wir uns auf dem Markt bei der Rocca Paolina (den natürlich wieder Sophie entdeckt hat) zum (W)Einkaufen für heute Abend treffen.
Ich bin überwältigt von den vielen guten Dingen, die man hier kaufen kann: Der Markt ist klein und hat doch neben teurem aber wertlosen Plunder auch ein paar Verkaufsstände zu bieten, die alles verkaufen, was wir suchen. Wir fräsen uns einmal quer durchs Sortiment und entscheiden uns dann für drei verschiedene Käsesorten, einen Rot- und einen Weißwein und ein paar Trauben und Oliven in Öl und Kräutern (die unerwarteterweise sogar mir schmecken).
Nach dem Abendbrot in der Mensa setzen wir uns mit all unseren erworbenen kleinen Schweinereien auf die Stufen der Via Appia, von denen man einen wunderbaren Blick bis zur Ups hat. Wirklich kalt ist es nicht, aber die Kerze, die wir als Lichtquelle in die Mitte gestellt haben, und die Wolldecken, auf denen wir sitzen, lassen es doch schon ein wenig herbstlich wirken. Und da wir direkt in der Dunkelheit unter einem Aquädukts sitzen und mit Kreide um die Kerze ein Pentagramm gemalt haben, in dessen Ecken jeweils Käse oder Wein liegen, wirkt es vermutlich auch ein bisschen wie das Treffen einer geheimen Kulinarik-Sekte. Den die langen Treppen rauf- oder runterlaufenden Menschen mit den großen Augen und der Schnappatmung bieten wir natürlich äußerst höflich an, sich dazuzusetzen oder doch zumindest ein bisschen Wein mit uns zu trinken, doch am Ende des Abends haben sich nur zwei junge Italiener dazu durchgerungen: Einmal Gianmarco, der gerade auf dem Weg zu unserer WG und Rémi und Anaïs ist, und schließlich ein netter, sehr an unserem Rotwein interessierter Umbrier, der uns herzlich einlädt doch noch mit in eine Kneipe mitzukommen. Heute nicht, aber sonst immer gerne! Die restlichen Leute wünschen uns dagegen meist nur freundlich einen schönen Abend – ganz im Gegensatz zu der Dame am Fenster, die uns zum Schluss weit weniger freundlich darauf hinweist, dass es sich bei unserem kleinen, annektierten Plätzchen unterm Aquädukt nicht um eine Disko handelt. Dass das passieren musste, war vermutlich klar. Doch warum gerade dann, wenn wir gemeinsam lauthals Bohemian Rhapsody singen?
Nasenflügelbeben
Es ist 8:57 Uhr. Lukas schreibt: „Will mir wer Kaffee ans Bett bringen?“. Keine Antwort. Natürlich.
Es ist 9:35 Uhr. Lukas schreibt: „Ich verändere meine Strategie: Möchte wer Kaffee ans Bett gebracht bekommen? Gerne melden ☺“. Sara kann nicht widerstehen, antwortet und keine zehn Minuten später sitzt Lukas bei uns in der Küche und macht Kaffee mit unserer Moka-Espressokanne, die wir liebevoll Mokapott nennen. Auch Saras auf dem Trödelmarkt am Pian di Massiano gekaufte Kaffeemühle kommt zum Einsatz. Als dann auch noch Flo mit Cornetti (also Croissants) vorbeikommt, bleibt mir keine andere Wahl als die Morgenwonne von Ringelnatz zu zitieren. Passt halt einfach zu gut:
Ich bin so knallvergnügt erwacht.
Ich klatsche meine Hüften.
Das Wasser lockt. Die Seife lacht.
Es dürstet mich nach Lüften.
Ein schmuckes Laken macht einen Knicks
Und gratuliert mir zum Baden.
Zwei schwarze Schuhe in blankem Wichs
Betiteln mich „Euer Gnaden“.
Aus meiner tiefsten Seele zieht
Mit Nasenflügelbeben
Ein ungeheurer Appetit
Nach Frühstück und nach Leben.
Frühstück gibt’s jetzt auch bei uns. Und noch nen Kaffee. Die gute Laune von gestern hat anscheinend den direkten Weg von der Via Appia in unsere Küche genommen. Als Francesco uns dann darauf hinweist, dass das Wetter draußen bombastisch ist, entschließen wir uns unser kleines Katerfrühstück auf unseren Balkon zu verlagern. Und wie der Lorenz wieder ballert! Bei geschmackvoller und nicht weniger lauter musikalischer Untermalung, die irgendwo zwischen Bach und Rammstein hin- und herpendelt, räkeln wir unsere, in meinem Falle mit modischen, von meiner Oma gestrickten, blau-rot-geringelten Socken ausgestatteten Füße in der Sonne unterm blauen Himmel. Es ist Kurze-Hosen-Wetter aber man muss es ja nicht gleich übertreiben. Mein Plan, diese Woche nicht krank zu werden ist nach wie vor aktuell. Eine in unregelmäßigem Abstand von der Ups den Berg rauffahrende grüne Ape wird zu unserem Running Gag, der auch nach dem bestimmt zehnten Mal bis zum Ende des Nachmittags nicht alt wird. Ein toller Tag!
Ein Paket gegen den Klimaschutz und eins gegen kalte Füße
Es ist 7:54 Uhr. Lukas schreibt „oida“, meint „Alter!“ und bezieht sich auf einen Zeit-Artikel, der es schafft mich durch meinen instantan gestiegenen Blutdruck aus dem Bett zu jagen: Die Bundesregierung plant nun doch keine Treibhausgas-Neutralität bis 2050 mehr und hat anscheinend auch keine Ambitionen mehr sich bis 2040 auch nur irgendein Klima-Ziel zu setzen. Das eh schon elendige Klimapäckchen wurde endgültig zum Anti-Klimaschutzgesetz. Die Groko und mit der neuen Abschwächung insbesondere die Union haben es damit geschafft, alle wirkungsvollen, schnell einsetzenden Maßnahmen komplett auszuhebeln. Danke dafür.
Meiner bescheidenen Meinung nach: Die Bundesregierung handelt wider besseres Wissen entgegen den Rat von Wissenschaft und Forschung, verhindert in vollem Bewusstsein dessen den Ausbau von erneuerbaren Energien und weigert sich weiterhin, die Bevölkerung umfassend und allgemeinverständlich über die Gefahren der Klimakatastrophe und der notwendigen Maßnahmen aufzuklären. Dass man nun beschlossen hat, dass der einberufene Klimarat nicht mehr vorschlagen darf, wie die zuständigen Ministerien nachjustieren müssen um die selbstgesetzten Ziele einzuhalten, setzt dem Ganzen nur noch die Krone auf. Das alles wäre an sich nur „schade“ bis „blöd gelaufen“, wenn es nicht so wäre, dass alle zukünftigen Generationen dieses Fehlverhalten der aktuellen Politik um ein Vielfaches teurer bezahlen werden müssen als es heute der Fall wäre. Anders als bei vielen anderen Objekten der politischen Debatte geht es hier nicht mehr um Meinungen oder Auslegungen. Es geht um Fakten. Der Fakt, das sich auf großer Skala, in der Politik nämlich, eine drastische Änderung finden muss, sollte inzwischen eigentlich bei allen angekommen sein, die nicht in einer Höhle leben. Ich unterstelle hiermit offiziell allen, die im Wissen dieser Faktenlage und mit einem ernsthaften Interesse am Fortbestand der uns bekannten Gesellschaftsverhältnisse anderes behaupten, wahlweise die Unfähigkeit zum logischen Denken oder ein perverses, persönliches Interesse an den katastrophalen Folgen der Klimakrise. Was genau von beidem es beim Einzelnen ist, möchte ich nicht beurteilen müssen. Das überlasse ich wohlwollend jedem selbst. Soviel dazu. Ceterum censeo Carthaginem esse delendam. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss.
Die folgende Vorlesung in Fisica dei Molti Corpi (Vielkörpertheorie, im Prinzip angewandte Quantenmechanik) stimmt meine Laune nicht unbedingt besser. Was mir letzte Woche noch als rasend schnelles Italienisch vorgekommen ist, ist jetzt nur noch schnelles und nuscheliges Italienisch. Nicht, dass das meinem Verständnis der Vorlesung großartig helfen würde, aber es ist immerhin ein Anfang. Was viel schlimmer ist, ist, dass mich die Vorlesung auch einfach langweilt. Während der Prof in seiner Vorlesung das zehnte Mal irgendeine Gleichung an der Kreidetafel mit der einen Hand korrigiert und mit der anderen Hand schon weiterrechnet und dabei Halbverständliches zu Autokorrelations-Funktionen und Dichte-Funktionalen erzählt, entschließe ich mich, die Vorlesung möglichst bald an den Nagel zu hängen. Da kann ich meine Zeit wirklich besser investieren.
Den Rest des Tages verbringe ich in einer Aula dello Studio (einem Lernraum), in dem auch die anderen Studis aus der letzten Vorlesung sitzen. Hier kann ich bestimmt besser Physik und Italienisch lernen und besser Kontakt zu den anderen aus meinem Semester aufbauen als in der WG. Der Plan geht auf: Gegen Mittag, während ich gerade einen Artikel aus dem Jahr 1968 zu Messungen zur Unterscheidung von aktiver und passiver Masse lese, werde ich von einigen aus dem Semester gefragt, ob ich nicht mit in die Mensa kommen wollte. Klar doch, gerne!
Beim Essen habe ich dann auch nochmal Gelegenheit, die Namen der anderen zu wiederholen bzw. jetzt richtig zu lernen. Und was soll ich sagen: Nur 2 von knapp 10 Studenten aus dem Semester heißen Francesco. Witzig. Der Francesco, der mich gefragt hat, ob ich mit zum Essen kommen wollte, ist jedenfalls ein netter Typ und lädt mich nach dem Essen noch auf einen Automaten-Kaffee ein. Info am Rande: La macchinetta ist Italienisch und auf Deutsch nicht nur ein kleines Auto und ein Haartrimmer, sondern auch ein Fotoapparat und ein Kaffee-Automat. Der Espresso schmeckt grausam, aber da muss ich jetzt wohl durch. Vor der macchinetta drückt er mir dann noch einen Flyer von der katholischen Hochschulgemeinde in die Hand und fragt mich, ob ich nicht Lust hätte, die Tage mal vorbei zu schauen. Es seien wohl viele Internationale da und die Veranstaltungen auch immer ganz witzig. Ich werde die Tage mal reinschauen.
Nach knappen fünf Stunden Recherche in historischen und aktuellen Physik-Artikeln bin ich einerseits fertig wie ein Brötchen und so hungrig, dass ich mindestens zehn davon verdrücken könnte. Andererseits habe ich den Verdacht, dass die Messresultate von vor 50 Jahren alle durch langes Starren auf die Allgemeine Relativitätstheorie klar werden sollten, aber nicht mit einfachen Mitteln durch diese erklärt werden können… ob das wirklich so stimmt, werde ich bald mal mit Helios besprechen müssen. Ist ja eigentlich doch ganz spannend. Aber bevor ich jetzt noch anfange über die Konsequenzen davon nachzudenken, brauche ich erst einmal was zu beißen. Am besten Nudeln. Die machen ja bekanntlich nicht nur satt sondern auch glücklich. Wie gut, dass sich die anderen gleich in der Mensa treffen wollen, da werde ich mich anschließen. Die Zeit reicht sogar noch um mein Winter-Care-Paket von der Pizzeria abzuholen, in die es geliefert wurde, wie mir Francesco (also unser Vermieter, nicht der aus dem Semester) gerade geschrieben hat. Ich habe gerade noch Zeit das Paket auszupacken und mir zwei Aachener Printen in den Schlund zu werfen als ich auch schon wieder los muss. Für den Winter bin ich jetzt jedenfalls bestens gerüstet!
Kickern in sechsundzwanzig Dimensionen
Gestern wurde es dann doch noch unerwartet spät. Nachdem es in der Mensa tatsächlich Nudeln gab (was für eine Überraschung) haben wir noch entschieden, den restlichen Wein und die Oliven vom Wochenende in Form eines witzigen Abends zu verwerten. Letzterer ist dann wohl doch etwas länger geworden, was sich jetzt zu schaffen macht: Meine Lust, mich Richtung Uni zur Vielkörpertheorie-Vorlesung aufzumachen geht asymptotisch und ziemlich schnell gegen Null. Ich setze mich also an den Rechner und schreibe erst ein paar Mails nach Aachen um festzuhalten, dass ich nicht vorhabe eine Prüfung in der gerade geschwänzten Vorlesung abzulegen und mich dafür lieber selbständig mit Gravitationswellen und ein paar witzigen Themen beschäftigen würde, zu denen es hier leider keine Vorlesungen gibt. Sprich: Stringtheorie, Gruppentheorie und Renormierungsmethoden. Ich nutze die Gunst der Stunde und meinen Motivationsschub und lese im Laufe des Vormittags die ersten drei Kapitel des Stringtheorie-Skripts vom begnadeten David Tong aus Cambridge.
Beim gemeinsamen Essen in der Mensa mit den deutschen Erasmus-Studis schwirren in meinem Kopf nach wie vor winzige Objekte in 26 Raumzeit-Dimensionen rum. Schon faszinierend, dass dadurch tatsächlich alles aufgeht, wie man sich das als theoretischer Physiker so wünscht. Die anderen sind auch ganz euphorisch, jedoch weniger aufgrund meiner Faszination für hypothetische Objekte in Extradimensionen, die uns der „Weltformel“ (wie Spiegel-Online es nennen würde) ein ganzes Stück näher bringen sonder eher, weil das nächste Wochenende wieder näher rückt und das Wetter immer noch für Ausflüge nach Siena, Rom und Neapel mitspielt. Noch ist nichts geplant: Das wollen wir heute Abend ändern.
Sei es der ungewohnt viele Kaffee auf der Terrasse am Sonntag, der letzte Abend oder die abstrakten Überlegungen heute morgen: Ich bin totmüde, lege mich hin und stehe pünktlich zum nächsten Mensabesuch auf, bei dem wir planen, am Wochenende nach Rom zu fahren – auch weil dort fürs Wochenende eine Demo von Extinction Rebellion geplant ist. Ich habe absolut nicht vor, mich verhaften zu lassen, aber Solidarität mit den Leute vor Ort zu zeigen, erscheint mir und den anderen doch angeraten zu sein. Mit Federica, einer Italienierin, die wir kennen gelernt haben, weil sie mit Johanna in der selben WG wohnt, statten wir dann noch einer Kneipe einen Besuch ab und überbieten uns schließlich im Kickern. Auf Empfehlung, habe ich dann auch noch einen Negroni bestellt: Bäh. Eigentlich müsste man meinen, dass ich vorher wissen müsste, dass mir ein Getränk aus Gin, Wermut und Campari nicht schmecken kann. Aber Versuch macht ja bekanntlich kluch.
Weniger abstrakt: Die Theorie hinter Nudeln mit Pesto
Da die beiden Vorlesungen, die heute gewesen wären, erst nächste Woche anfangen werden, kann ich heute nochmal ein bisschen meinem Plan nachgehen, mich auf eigene Faust durch die Wirren der Stringtheorie zu schlagen. Auf dem Weg in die Küche fürs Frühstück kommen mir jedoch allzu bekannte Stimmen entgegen: Hannah, Sara, Flo und Lukas sitzen gemeinsam am Küchentisch, der voll ist mit Tüten vom Bäcker, gefüllt mit Cornetti, die, wie ich bald herausfinden werde, selbst noch mit Schokocreme und Marmelade gefüllt sind. Schmackofatz. Um mit irgendetwas beisteuern zu können, hole ich das gute Brot aus dem Schrank und schneide schöne, fingerdicke Scheiben ab.
Während sich die anderen auf den Weg zu ihren Vorlesungen machen, lese ich auf dem sonnenbeschienenen Balkon noch etwas weiter in meinem Skript und geselle mich anschließend zu Long und Rémi in die Küche um noch ein paar Nudeln zu kochen. Schließlich setzt sich auch noch Vincenza zu uns und unterhält sich ein bisschen mit uns über Hanoi – sie hat vor ein paar Jahren dort Urlaub gemacht und berichtet von den Tunnelsystemen von Củ Chi, einem Relikt aus dem Vietnamkrieg, das Long natürlich kennt.
Schließlich befrage ich Vincenza noch zu einer italienischen Eigentümlichkeit, die mir beim Restaurantbesuch in Ancona aufgefallen war: Nicht jede Nudelsorte passt (angeblich!) zu jeder Art von Soße. Vincenza lacht und erklärt es wie folgt: Je dicker und je inhomogener die Soße ist, desto dicker und breiter müssen die Nudeln sein, damit alles stimmig ist. Umgekehrt gilt entsprechend: Lange und dünne Nudeln passen gut zu dünnflüssigeren Soßen. Zu beachten ist auch, dass selbstgemachte Pasta immer etwas rauer ist als industriell hergestellte Pasta und dadurch die Soße im Allgemeinen besser bindet. Ich sollte mir also Folgendes merken: Nudeln mit Hohlräumen wie Penne, Rigatoni und Fussili passen gut zu sämigen oder fleischigen Soßen, da diese aufgrund ihrer Form die Soße gut aufnehmen können und am Ende dann auch keine Reste auf dem Teller verbleiben. Sahne- und Käsesoßen hingegen harmonieren gut mit Bandnudeln, während sich Spaghetti für eine eher wässrige Tomatensoße oder auch ein öliges Pesto eignen, in dem die Nudeln dann aber zuerst geschwenkt werden sollten. Vabbè! Na gut! Das nächste Mal werde ich mich dann mal daran halten. Mal schauen, ob das wirklich einen geschmacklichen Unterschied macht. Ich bezweifle es.
Alea iacta est
Die Würfel sind gefallen! Heute geht‘s ab nach Rom. Nach einer kurzweiligen Vorlesung heute morgen zu nicht-abelschen Eichfeldtheorien und dem Higgs-Mechanismus, der im Übrigen nichts mit kohlensäurehaltigen Getränken zu tun hat, Mutter, sitze ich jetzt im Zug auf dem Weg in die ewige Stadt. Mit Kopfhörern in den Ohren und den von mir in letzter Zeit viel zu sehr vernachlässigten Playlists in der Warteschlange genieße ich noch die drei Stunden Fahrt zum Zeitunglesen und Schreiben. Der Plan für das Wochenende sieht wie folgt aus: Lukas und Flo trampen aus Spaß an der Freude nach Rom, während ich im Zug noch etwas die Füße hochlege. Morgen Abend kommt dann auch Sara von ihrem Tagestrip aus Siena angereist; Hannah reist Sonntagmorgen an, verbringt mit uns noch den Tag in Rom und fährt dann Montag weiter Richtung Neapel um dort auf eigene Faust ein bisschen süditalienische Meeresluft zu schnuppern, während wir für unsere Vorlesungen schon wieder zurück nach Perugia fahren.
Der Zug fährt in Rom ein und ich kann schon die ersten goldenen Statuen und alten Kirchen vom Bahnhof Termini aus sehen. Nichts wie raus hier, der Regionale Veloce (Regionalexpress) wurde in der letzten Stunde wirklich unangenehm voll und warm. Von Lukas und Flo hab ich jetzt schon länger nichts mehr gehört, also beschließe ich zuerst einmal in Richtung Kolosseum zu gehen. Ich war bisher zwei Mal für jeweils eine Woche in Rom und kann mich tatsächlich sogar noch einigermaßen gut orientieren: Links aus Termini raus, an der Kirche Santa Maria Maggiore vorbei und dann immer weiter geradeaus durch die kleinen Gassen mit den zahllosen Pizzerien, Eisdielen und dem wilden Wein, der zwischen den Häusern wächst, bis ich direkt vorm Forum Romanum stehe. Von hieraus sind es nur noch wenige hundert Meter bis ich direkt vorm Kolosseum stehe. Ich schieße noch schnell ein paar Fotos, kaufe eine witzige Postkarte und bekomme dann auch schon die Nachricht von Flo und Lukas, dass sie auch gerade am Kolosseum angekommen sind.
Ich lasse mir von den beiden von ihrer Hinfahrt im Auto eines sehr sympathischen aber auch etwas geschwätzigen Perugianischen Profs berichten, der die beiden netterweise mitgenommen hat. (Kleine Vokabel am Rande: Eine Labertasche nennt sich il bzw. la chiacchierone) Wir planen, uns noch kurz das Forum Romanum anzuschauen, dann bei der „Schreibmaschine“ (dem Monumento Nazionale a Vittorio Emanuele II) vorbeizuschauen und dann beim Hostel einzuchecken, das direkt am Bahnhof Termini liegt. Auf dem Weg laufen wir an mehreren kleineren Supermärkten bzw. eher gut ausgestatteten Kiosks vorbei und fassen den Entschluss, noch eben eine Flasche Wein zu kaufen.
Wir betreten ein kleines Geschäft am Straßenrand, in dem gerade zwei Männer quatschen. Der dickere von beiden sortiert an der Kasse Waren ein, während der schmächtigere auf einem Karton vor dem Nudelregal hockt und schäbbich lacht. Lukas prescht vor zum Wein und wirft dabei mit seinem Rucksack fast drei Flaschen Rotwein runter, die wir gerade noch so halten können. Der Wein fängt bei 5 Euro an und geht bis in die 30 Euro. Der günstige Wein erscheint jedoch irgendwie seltsam. Die Etiketten sind alle ganz bröckelig und vergilbt. Ein Blick auf das Abfülldatum gibt uns Aufschluss: 2003, 2004 und 2005 steht darauf. Uiuiui. Wenn man davon mal keinen flotten Otto kriegt, denke ich mir. Wir hadern mit uns, ob wir den Barolo von vor 15 Jahren nun nehmen sollen oder nicht und lassen Flo für uns fragen, ob der Wein denn wirklich noch gut sein kann, ob einem davon nicht schlecht wird und ob das Ding insgesamt nicht besser für den Orkus als für den Magen geeignet wäre. Der Verkäufer ist erst verblüfft von der dreisten Frage und dann davon, dass Flo im scheinbar fehlerfreien Italienisch gefragt hat. Der spillerige Typ auf dem Nudelkarton lacht währenddessen heiser aber dafür nicht weniger lang… der hatte womöglich heute auch schon was vom Methusalem-Barolo. Und weil der Schmerbäuchige anscheinend die dreiste Frage mochte, gibt er uns tatsächlich eine Antwort, die sogar so stimmen könnte: Er selbst ist Liebhaber dieser alten Weine, meint aber auch, dass es immer eine gewissen Glückssache sei. Wir riskieren es und tragen jetzt unsere Pulle potenziellen Essig mit ins Hostel. Ich bin gespannt, was daraus wird.
Das Hostel mit dem charmanten aber nicht unbedingt zutreffenden Beinamen „Roma Beautiful 2“ (Das Hostel „Schön“ Rom 2) kostet 16 Euro pro Nacht und hat eine wirklich gut Lage. In unserem Sechsbettzimmer treffen wir auf Vroni und Sophie aus NRW, die bereits seit Anfang September mit einem Interrail-Ticket durch Europa reisen um sich so die Wartezeit auf einen Medizinstudienplatz zu versüßen. Wir bleiben jedoch nicht lange im Hostelzimmer, das nur leicht aber dennoch verdächtig nach Kanalarbeiten riecht und machen uns auf zur Birreria Marconi – die mir noch gut von meinem letzten Rom-Trip wegen der guten Bruschetta in Erinnerung geblieben ist und sich direkt neben der Kirche Santa Maria Maggiore befindet. Bei besagter Bruschetta, Spaghetti all‘arrabiata und Livemusik in Form von einem auf einer Quetschkommode ohne Taktgefühl gespielten Tango lassen wir den Abend ausklingen. Eher aus Mitleid, weil sonst keiner klatscht als aus echter Begeisterung, applaudiere ich nach dem Lied, was natürlich sofort damit beantwortet wird, dass nun der Musicus an unserem Tisch steht und nach Geld bittet. Ich gebe dem guten Mann wonach er bittet und frage, wie denn das Lied hieße, was er gerade gespielt hat. Nach etwas Überlegen lügt er „Madrid“ und fragt, ob er noch eine kleine Zugabe geben darf. Na klar, ist doch ein guter Deal. Er beginnt nochmal das gleiche Lied und ich ziehe vermutlich den Zorn der anderen Tische auf mich, aber was soll‘s? Ich find‘s schön: Tolle Gesellschaft, gutes Essen und dazu noch ein schriller Tango im Hintergrund, der vermutlich Menschen ärgert, die ich nie wieder sehen werde. Es könnte nicht besser sein. Nachdem wir noch Strudel und Tiramisu auf Niederländisch bei unserer aus Holland stammenden Kellnerin bestellt haben und uns in einer Diskussion über Gerechtigkeit am Beispiel vom letzten Kuchenstück befinden, treten wir den Weg zurück zum Hostel an.
Ein Stadtspaziergang durch Rom
Wir drei waren jeweils schon zwei Mal in der Stadt, deswegen können wir uns das gröbste Touri-Zeugs sparen und gönnen uns zumindest ein bisschen Schlaf. Immerhin ist ja auch noch Wochenende. Wir statten der Bar unter dem Hostel einen kurzen Besuch fürs italienische Frühstück in Form von Caffè und Cornetto ab und machen uns dann auf den Weg durch die Stadt. Unser erstes Ziel soll Santa Maria Maggiore sein. In den Sicherheitskontrollen vor der Kirche fällt jedoch Flos Taschenmesser, meine Alu-Isoflasche und unser antiker Wein auf, sodass wir in eine Diskussion mit dem Sicherheitspersonal kommen, das partout nicht auf unseren Wein aufpassen möchte, weil es ja kein Gepäckdepot sei. Ich warte also mit unseren potenziellen Mordwaffen draußen vor der Kirche und informiere mich nochmal darüber, was die Aktivisten von Extinction Rebellion für heute in Rom geplant haben: Neben einem Hungerstreik von 15 Leuten, der inzwischen seit vier Tagen geht, und einer Fahrrad-Demo ist nichts Großes geplant. Beides ist nicht unbedingt für uns interessant, also können wir das Wochenende auch getrost mit Sightseeing und Essen verbringen.
Wir machen Halt bei der Galleria Nazionale d’Arte Antica in Palazzo Barberini (der Nationalgalerie für Antike Kunst im Barberini-Palast) und lassen uns davon berichten, dass das 1936 durch Zufall entdeckte Mithreum im Keller das Palasts, einem Raum zur Anbetung des römisch-iranischen Gottes Mithras, leider nur nach vorheriger Anmeldung im Rahmen einer Führung besichtigt werden könnte. Schade Schokolade, oder – wie vermutlich kein Italiener sagen würde – Peccato cioccolato. Als nächstes steht die Knochenkapelle, die ausschließlich mit Knochen verstorbener Kapuziner-Mönche dekorierte Krypta unterhalb der Kirche Santa Maria Immacolata, auf unserem Plan. Dort angekommen werden wir jedoch erneut enttäuscht. Knapp 10 Euro will die Dame an der Kasse für die Besichtigung der wenigen Räume von uns haben, in denen es nicht einmal erlaubt ist schaurig-schöne Fotos von Schädelknochen zu machen. Auch hier: Schade, dann eben nicht. Aber gut, so haben wir eben mehr Zeit um uns etwas anderes anzuschauen. Die Stadt ist ja groß genug.
Wir bewegen uns geradewegs in Richtung Piazza di Spagna (Spanischer Platz), an die die Kirche Santa Trinità dei Monti und die Scalinata di Trinità dei Monti (Die Spanische Treppe) grenzen. Nach einer kurzen Besichtigung der kleinen Kirche oberhalb der Treppe (an der im Gegensatz zu den Bildern auf den Postkarten im Übrigen keine Blumen wachsen) und dem aufmerksamen Beobachten der Polizei, die auf den Treppen sitzende Touristen verscheucht, suchen wir uns einen Supermarkt um Lebensmittel für unsere Mittagspause zu kaufen. Irgendwo zwischen den Edelboutiquen finden wir dann auch endlich einen Laden, in dem wir Frischkäse, Brot, Käse und Obst in rauen Mengen kaufen, denn inzwischen macht sich das de facto bis auf ein schnödes Cornetto ausgebliebene Frühstück ganz gut bemerkbar.
Gestärkt geht es jetzt in Richtung Tiber – wir wollen ein bisschen am Wasser entlanggehen und uns von der Engelsburg (Castel Sant’Angelo bzw. Mausoleo di Adriano) aus den Sonnenuntergang anschauen. Auf dem Weg dorthin machen wir noch einen Abstecher bei einem Kunst- bzw. Antiquitätenmarkt, auf dem wir uns einige Zeit Briefe aus vergangenen Tagen anschauen. Als wir schließlich bei der Engelsburg ankommen, ist die Sonne schon ziemlich tief am Horizont. Wir besorgen uns schnell noch Tickets und rennen dann die nicht enden wollenden Treppen rauf, bis wir von ganz oben aus einen fabelhaften Blick über ganz Rom und den Vatikan haben. Flo und ich stellen uns zu den beleibten deutschen Herren mit den fetten Spiegelreflexkameras auf Stativen und versuchen irgendwie den Sonnenuntergang einzufangen, während Lukas das Schauspiel mit eigenen Augen einzufangen versucht und tapfer unsere Foto-Manie aushält.
Hundert Bilder und einen Sonnenuntergang später befinden wir uns auf der Ponte Sant’Angelo, der Engelsbrücke, und beobachten aufmerksam das Treiben der dunkelhäutigen Straßenhändler, die versuchen, Handtaschen, Laserpointer und blinkende Spielzeugautos an die Touris zu verkaufen. Wir beobachten sogar, wie offenbar ihr „Arbeitgeber“ oder eine Person, die irgendwo dazwischen agiert, vorbeikommt und das verdiente Geld von einem einsammelt. Eine groteske Szene, wenn man bedenkt, wie viel allein der gigantische Blitz auf der Kamera des Typen gekostet haben muss, der gerade hinter den Straßenverkäufern Fotos macht.
Wir spazieren am Tiber entlang zurück und nehmen schließlich die Metro zum Hauptbahnhof, um Sara abzuholen und mit ihr zum Hostel zu gehen. Nach dem Einchecken und einer kurzen Unterhaltung mit Vroni und Sophie, bei der wir die beiden einladen, doch auf ihrem Rückweg einen Halt in Perugia zu machen, gehen wir wieder zur Birreria Marconi. Nach Bruschetta und einer hervorragenden Portion Tonnarelli cacio e pepe, einer römischen Spezialität aus frischen Nudeln mit Pecorino und Pfeffer, die ich mich vermutlich auch trauen würde nachzukochen, gehen wir zurück zum Hostel. Eigentlich wollten wir noch unseren Barolo aufmachen, den ich immer noch im Rucksack trage, doch so richtig einladend ist es rund um die Kirche Santa Maria Maggiore wegen der Kälte und der Nachtlager der Obdachlosen um uns herum dann doch nicht. Morgen früh wollen wir wiederkommen: Wir wollen uns mal die Messe in der Kirche anschauen.
Rebellion vorm Parlament
Es ist neun Uhr und wir sind tatsächlich pünktlich in der vom runden Bleiglasfenster überm Eingang bunt erleuchteten päpstlichen Basilika. Noch ist die Kirche bis auf einige wenige Touris fast leer. So richtig können wir uns dann aber doch nicht für den Gottesdienst in einem der seitlichen Kirchenschiffe begeistern. Beim mehr oder weniger erfolgreichen Versuch, die Könige in einem der Deckenfresken richtig zu benennen, fällt mir auf, dass in den Kirchen wie auch im Eremito am Monte Subasio ein in den Wolken schwebender Gott als alter Mann mit langem weißen Bart ohne Unterkörper dargestellt wird. Wie man das mit „Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben“ vereinen kann, soll mir bitte nochmal eine weniger ketzerische Seele erklären. Hübsch anzusehen sind die Fresken aber in jedem Fall. Wir verlassen die Kirche recht bald und machen uns auf den Weg zur Nächsten.
In der Kirche San Pietro in vincoli (Auf Deutsch eher unspektakulär: St. Peter in Ketten) befinden sich unterhalb des Altars in einem kleinen Reliqien-Glasschrein die namensgebenden Ketten, mit denen mutmaßlich der heilige Petrus in Jerusalem gefangen gehalten wurde. Viel interessanter ist jedoch das Grabmal von Papst Julius II, das Michelangelo 1513 aus Carrara-Marmor gehauen hat, nachdem er fünf Jahre zuvor die Sixtinische Kapelle bepinselt hatte: Zentral steht eine riesige Moses-Statue mit fettem, glänzend polierten Bizeps und zwei Steintafeln unterm Arm, darüber liegt lasziv der zuvor hingeschiedende Papst. Witzig, sollte man mal gesehen haben. Flo informiert mich noch darüber, dass hinten in der Kirche etwas ist, was ich mir doch mal anschauen sollte: Das Cusanus-Grab. Beziehungsweise genauer: Die Grabplatte des guten Nikolaus von Kues, dem Namensgeber unseres Stipendienwerks. Nach dem Übersetzen der Beschriftung einer anderen Grabplatte in einer Mischung aus Latein und dem heutigen Italienisch, reicht es mir jetzt aber auch mit den Kirchen. Ich muss erstmal keine bemalten Decken und lateinische Inschriften von vor tausend Jahren mehr sehen.
Wir sammeln Hannah am Bahnhof Termini ein und ich packe schon mal meine Sachen zusammen, weil ich schon etwas eher als die anderen zurück muss, weil meine Vorlesungen morgen früher beginnen werden als die der anderen. Hannah besorgt sich eine Falafel und wir uns alles fürs Mittagessen wie gestern, das wir dann direkt vorm Vatikan unter einer Palme zu uns nehmen. Hannah war noch nie zuvor in Rom, ist aber damit einverstanden und begrüßt es sogar, jetzt nicht durch das ganze Touri-Programm im Schnelldurchlauf zu hetzen sondern lieber dem Petersdom von außen einen Besuch abzustatten. Auf den Fernsehern im Kaffee, bei dem wir gerade noch kurz Halt machen, wird eine Rede des Papstes auf dem Petersplatz gezeigt: Wir beeilen uns, aber als wir auf dem Platz ankommen, ist der Papst offenbar schon wieder verschwunden. Schade, das wäre dann wohl mal die Gelegenheit gewesen, Franziskus live zu sehen. Und anscheinend hat er gerade jemanden heilig gesprochen, denn vor dem Petersdom hängen fünf gigantische Portraits von ehemaligen Seeligen, wie ich hier später erfahren werde. Unser Ziel im Vatikan gehört allerdings eher zu den Geheimtipps: Der Campo Santo Teutonico, der deutsche Friedhof im Vatikan, der nur Menschen mit einem deutschen Pass zugänglich ist. Kleine Info am Rande: Teutonio war der Name, den die Römer den Germanischen Stämmen um den Teutoburger Wald gaben, aus dem sie bei der Varusschlacht vertrieben wurden. Daraus entwickelte sich im Mittelalter die Selbstbezeichnung der Germanen: „Die Teutschen“. Heute ist das italienische Wort für „deutsch“ tedesco.
Die beiden Schweizer Gardisten an den Toren zu den weniger offiziellen Bereichen des Vatikans sehen uns skeptisch an, als wir auf sie zukommen und erklären uns dann im feinsten Schwiizerdütsch, dass der Friedhof nur zwischen 9 und 12 geöffnet sei. Schade. Die anderen wollen morgen noch einmal hier herkommen. Ich hingegen muss mich schon wieder Richtung Termini bewegen. Wir besuchen noch kurz die Kirche Sant’Agnese in Agone an der Piazza Navona und beobachten dann die Leichtathleten der Fiamma Gialla (der „gelben Flamme“, der Sportmannschaft der Guardia di Finanza, einer italienischen Polizeitruppe, die der Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität gewidmet ist) auf der Piazza, die gerade einen Wettkampf veranstalten. Die anderen wollen mich noch bis zum Trevi-Brunnen begleiten. Durch Zufall treffen wir jedoch zuvor auf die ca. 20 römischen Aktivisten von Extinction Rebellion vor dem Parlament, die dort gerade eine Mischung aus Sitz-Demonstration und Karaoke veranstalten. Wir beschließen, uns noch kurz dazuzusetzen, bis ich los muss. Keine zwanzig Minuten später breche ich schon wieder auf und renne Richtung Termini, um meinen Zug Richtung Perugia zu erwischen.
Die letzte Woche war spitze. Wir haben ein Pentagramm aus Käse gelegt und dann gegessen, einen grandiosen Tag auf dem Balkon verbracht und uns über die deutsche Klimapolitik geärgert. Ich habe mich mit Francesco aus der Uni angefreundet, mein Semester besser kennen gelernt, mir damit auch den Rat von Vincenza aus der letzten Woche zu Herzen genommen und ich habe etwas über sechsundzwanzig Dimensionen und Nudeln mit Pesto gelernt. Und: Ich bin nicht krank geworden! Hat tatsächlich super funktioniert, es bleibt jetzt nur zu hoffen, dass es auch so bleibt. Neues gibt‘s in einer Woche und dann auch die Auflösung, was aus dem 15 Jahre alten Wein aus Rom geworden ist. Bis dahin: Gehabt euch wohl.